Montag, 28. April 2025

das Kälbchen ist da

Der Montag ist nicht jedermanns Sache und ich war nie ein Fan vom ersten Tag der Woche. Doch mit dem Alter werde auch ich weiser und habe erkannt, dass Montage sehr wichtig sind, jedenfalls für mich. Es ist immer Montag wenn etwas kaputt geht, wenn ein Reifen keine Luft mehr hat, wenn der Gefrierschrank aussteigt, wenn die neu gekaufte Drone in den Pool fällt, wenn der Wasserkocher explodiert oder wenn einfach nur kein Bier mehr im Kühlschrank ist. Und es hat alles seinen Sinn. Heute Morgen, Montagmorgen, mache ich meinen üblichen Rundgang übers Gehöfft und entdecke eine feuchte Stelle im englischen Rasen. "Ahhja, da ist wohl die Wasserleitung mit ihrer Schale unzufrieden." Gedanken daran verschoben auf nach dem Frühstück und der Spaten legt schnell die undichte Stelle frei.
Es besteht Handlungsbedarf, aber ich stelle fest, dass mein Klempnerwerkzeug in meinem Hausmeisterbüro auf "la Familia" ist. Jogginghose übergestülpt und schnell losgefahren, um mein Werkzeug zu holen. Bei der Ankunft auf la familia schaue ich nach meiner trächtigen Kuh, deren Termin zum Kalben rechnerisch auf den heutigen Montag fällt. Sie liegt auf der Wiese und ist sichtlich nervös. Mein Wasserschaden kann warten und ich hole mir einen Stuhl um die Geburt zu beobachten. Dann platzt die Fruchtblase meiner lieben Kuh und das Fruchtwasser kommt wie aus Eimern aus ihrer, ja ich benutze jetzt dieses Wort, Vagina. Ich rufe meinen Tierarzt an und frage ob ich etwas unternehemn soll. "Wenn noch kein Bein oder die Nase zu sehen ist, dann such dir eine große Tüte und hilf ihr." "Gustavo komm mit, das Kälbchen kommt und wir müssen helfen." Schnell noch ein paar Müllsäcke unter den Arm und Gustavo und ich sind wieder bei der Kuh. Was nun? Immernoch schaut kein Beinchen oder Köpchen aus der Babyklappe. Ich nehme all meinen Mut zusammen und befolge die Anweisungen meines Tierarztes. Mülltüte als Handschuh über die Hand und den Arm gestülpt und dann vorsichtig in der Kuh nach Beinen oder Kopf fühlen. Das Einführen meiner Hand ging problemlos und sehr schnell konnte ich die Füße des Kälbchen ertasten. Es lag mit den Hinterläufen in Richtung Ausgang. Ich griff die beiden Beine und zog sie langsam in Richtung neue Welt. Die beiden Hufen waren jetzt zu sehen, aber ein Kälbchen besteht nicht nur aus zwei Hufen. Die Kuh war ruhig und ließ alles über sich ergehen. Zentimeter um Zentimeter konnte ich das Kälbchen weiter an die Sonne ziehen und als die Hinterhufen mit dem ganzen Hintern ans Tageslicht traten, kam der Rest von alleine hinterher. Es war geschafft und ich kann euch sagen, ich brauchte viel Kraft und war mehr aus der Puste als nach einem Fußballspiel. Jetzt musste das kleine Mädel nur noch atmen. Ich wischte den Schleim von Nase und Maul und hob das Köpfchen des kleinen Kalbes. Keine Reaktion. Ich klopfte ihr auf die Rippen. Dann endlich ein husten, ein röcheln. Die Lady atmete.
Es war ein fantastischer Moment und jetzt war die Mama an der Reihe, sich um die Kleine zu kümmern.
Nach eine halben Stunde stand das Kälbchen und wusste instinktiv, wo es nach der Milch suchen musste. Meine Augen standen ein bisschen unter Wasser, als ich daran dachte, was passiert wäre, wenn heute Morgen mein englischer Rasen trocken gewesen wäre.
Herzlich Willkommen Willma.

Donnerstag, 24. April 2025

überbuchen ist menschlich

Es regnet und ich sitze im Quincho auf "la familia". "La posada-la familia" ist eine kleine, .?..? keine Ahnung, wie nennt man das im Deutschen? Hier stehen 5 Ferienhäuser zur Vermietung und 9 separate Doppelzimmer mit Bad. Es gibt einen großen Pool, eine kleine Bar mit angeschlossener Kantine für den Hunger zwischendurch und jede Menge Platz für Rinder, Ziegen, Hühner, Bienen und Schweine. Es ist jetzt gut 18 Monate her, als eine liebe Freundin, Helmut*ti und mir die Verantwortung für dieses Objekt übertragen hat. Es gab einiges zu renovieren und fertigzustellen, aber in diesem Jahr konnten wir unsere zweite Feriensaison mit schwarzen Zahlen beenden. Während Helmut*ti die Organisation, heisst Buchungen, Personalführung und Finanzen unter sich hatte, war mir der Posten des Facilitymanagers auf dem Nicki geschrieben. (Da ich gerade ersteinmal nachschauen musste, wie dieses Wort geschrieben wird, bleibe ich dann doch lieber bei Hausmeister.) Im Januar übernahm ich dann auch die Aufgaben von Helmut*ti, da sie in diesem Geschäft nicht ihre persönlich Erfüllung fand. Sie stand mir weiterhin mit Rat und Tat beiseite und kümmerte sich um die Buchungsanfragen bei WA-Business. Puh, das war nur die Vorgeschichte der eigentlichen Story von heute.
Anfang März verabschiedete sich Helmut*ti, für vorerst längere Zeit, aus Paraguay und ich lud mir WA-Business auf das Handcomputertelefon. Eigentlich konnte nichts schief gehen, denn die Feriensaison in Paraguay war geschafft und nur das Osterwochenende mit vollem Haus musste ich noch überstehen. Und am Ostersonntag kam Pedro dann zu mir. "Kay, wir sehen uns dann zur Rallye." "Nein, du hast den Tag vor der Rallye gebucht." Das hin und her erspare ich mir an dieser Stelle. Die Fakten waren plötzlich, dass ich mich für das Wochenende nach dem Arbeiter-Kampf-und Feiertag der werktätigen Bevölkerung mit schlappen 7 Gästen überbucht habe. Schuldfrage? Kay und Technik. Ich hatte bei WA-Business die automatische Löschfunktion vom Chat nicht deaktiviert und so konnte ich keine Buchungen mehr vorweisen sondern hatte nur meinen handgeschriebenen Buchungskalender. An dieser Stelle habe ich vollstes Verständnis für jeden, der diesen Post nicht zu Ende liest. Doch wir haben es ja hier nicht mit einem Erstwähler zu tun, sondern mit Kay - dem Facilitymanagerkay. Wie sagt man in Paraguay so schön, "ein bisschen Farbe und alles ist chick", also haben wir gestern angefangen, das Haus, was Platz für sieben Personen bietet, aber noch ohne Farbe, Licht, Betten und Warmwasser daherkommt, homezustaging. (wer nicht weiß, was das ist, googelt) Mit dem Gast habe ich natürlich darüber gesprochen, dass er ein anderes Haus, viel besser und neuerer, bekommt als gebucht. Ich weiß, dass wenn eine Rallye in Acahay stattfindet, Schlafplätze oder Betten rar sind und so war es nicht verwunderlich, dass Hektor mit Begeisterung reagiert hat. Am Ende bleibt uns nur das Abwarten, was am 3. Mai hier los ist. Doch der Post von heute, hat mich persönlich wieder sehr viel weiter gebracht. Denn so weiß ich jetzt wenigstens, wie man Fazillittimänejer korrekt schreibt. Und richtig,.... darauf ein lecker Bierchen.

Donnerstag, 17. April 2025

und plötzlich hat der Tag 25 Stunden

Es ist schon sehr spannend zu beobachten, wie uns die heutige Technik manipuliert und unser Leben bestimmt. Beispiel gefällig? Am 30.März sollte, wenn man dem Internet glaubt, in Paraguay die Normalzeit wieder eingeführt werden, sprich die Uhren von Sommerzeit auf Winterzeit umstellen. Die paraguayische Regierung schert sich aber ein(en) Dreck darum und hat beschlossen die Uhren einfach weiter laufen zu lassen und die Zeiger nicht zu verbiegen. Find ich persönlich gut, aber wenn, dann hätte man wenigsten noch einmal auf die normale Zeit umstellen können, damit die Sonne um 12.00Uhr im Zenit steht. Egal, jetzt haben wir in Paraguay im Winter die Sommerzeit. Und jetzt kommt die Technik zum Einsatz. Da das Internet in einigen Fällen immernoch der Meinung ist, dass die Uhren umgestellt wurden, sagt mir mein Handtelefon die falsche Zeit an. Ok, man kann dies manuell umstellen, soweit geht mein Technikverständnis. Aber, wenn ich das mache,funktioniert meine Bank-App nicht mehr. Verflixte Sache, also lebe ich "zur Zeit" in verschiedenen Zeitzonen. Für mich nicht schlimm und es hat sogar einen entzückenden Vorteil. Wenn ich morgens aufstehe nehme ich die aktuelle paraguayische Zeit und wenn ich Feierabend mache, nehme ich die eigentlich richtige Zeit.So habe ich ganz einfach und ohne behördliche Anträge, eine Stunde gewonnen. Und das jeden Tag. Wo diese Stunde herkommt ist mir völlig Wurscht und ich frage auch nicht nach. Aber es gibt auch einen entscheidenden Nachteil eines 25-Stundentages.

In der Kiste Bier sind nur 24 Leckerbierchenflaschen.